Holzwohnhäuser - Rothschweige Karlsfeld
Holzwohnhäuser in Rothschweige
Der Seerosenteich ist der Mittelpunkt der neuen aus 14 Holzhäusern bestehenden Siedlung in Karlsfeld. Zwischen den Häusern stehen
alte Eichen. Enten, Fische und seltene Fledermäuse teilen sich den Lebensraum mit den Bewohnern der ökologisch-biologisch korrekt gebauten
Niedrigenergiehäuser. Hinter dem Projekt stehen (von links) die beiden Architekten Josef Huber und Richard Lugmair, der Schiltberger
Zimmerer Franz Ziegenaus und Bauträger Hans Michalke aus Tandern.
Franz Ziegenaus und Hans Michalke bauen in Karlsfeld 14 ökologische Holzhäuser
Holzwohnhäuser in Rothschweige
Schiltberg/Tandern/Karlsfeld – Stichstraße und Wendehammer, eine Straßenseite bebaut mit einer Häuserkette. Eine Neubau-Siedlung also. Doch keine wie sie überall stehen könnte, sondern eine unter ökologisch-biologischen Gesichtspunkten erbaute. Hinter den 14 Holzhäusern in Karlsfeld stehen als Bauträger Hans Michalke aus Tandern, Franz Ziegenaus aus Höfarten als der ausführende Zimmerer und die zwei Tanderner Architekten Josef Huber und Richard Lugmair vom gleichnamigen Büro in Dachau.
Die Baufachmänner geraten schnell ins Schwärmen, wenn sie über „ihre“ Holzhäuser-Siedlung mitten in einem Naturschutzgebiet in unmittelbarer Nähe zum Karlsfelder See sprechen. Sie fachsimpeln über Passivhausstandards, Materialien und Möglichkeiten für ökologisches Bauen sowie U-Werte. Letztere sind ein Maß für die Wärmedurchlässigkeit, stellt sich für den Unbedarften schnell heraus. Dieser Wert ist speziell für die kürzlich fertig gestellten 14 Holzhäuser an der Münchner Straße in Karlsfeld sehr gering, erläutert nicht ganz ohne Stolz der aus Tandern stammende Architekt Josef Huber.
Holzwohnhäuser in Rothschweige
Dies sei möglich durch den einzigen und „ehrlichen“ Baustoff Holz, fügt Hans Michalke an. Der gelernte Maurer ist der deutlichste Fürsprecher für Holzhäuser. Ihn hat das Areal in unmittelbarer Nachbarschaft zum Karlsfelder See sehr gereizt, und so kaufte er die 22 000 Quadratmeter große ehemalige Firmenfläche. Wieviel er hier genau investiert hat, will er nicht sagen, aber es war so viel, „dass ich manchmal nicht schlafen konnte, das geht in die Millionen“. Er spricht von einem Gesamtvolumen von sieben bis acht Millionen, allein die Bausumme beträgt 3,5 Millionen Euro. Doch die schlaflosen Nächte scheinen sich gelohnt zu haben. Noch während der Planungsphase waren alle Häuser bis auf eines verkauft. Inzwischen ist auch das letzte, das noch nicht bezugsfertig ist, in festen Händen.
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Ein gutes halbes Jahr habe die Vorbereitung für den Bau, für die Umsetzung von Michalkes Vision, gedauert. Holzhäuser wollen genau geplant sein, fügt Huber an. Schließlich werden die einzelnen Teile zentimetergenau in der Schreinerei vorgefertigt. Dies hat Franz Ziegenaus aus Höfarten nach seinem Konzept übernommen. Die einzelnen Wände werden dann auf einen Tieflader gepackt und vor Ort fast wie ein großteiliges Puzzle zusammengesetzt. An den noch nicht eingesetzten Türrahmen erkennt der Betrachter noch die traditionelle Zimmererarbeit an Nut-und-Feder-Steckverbindungen.
Nichts an der Vollholzkonstruktion ist geklebt oder geleimt. In den Häusern findet man so gut wie keine Chemie: Die Böden sind nicht versiegelt, sondern geölt. Wie früher wurde der Dielenboden genagelt. Die „Brettstapeldecken“ aus dem Allgäu, darauf legt Ziegnaus Wert, halten allein mit Buchendübeln. Als Dämmmaterial in den Wänden wurden Holzfaser und Zelluloseelemente verwendet – also im Grunde alles Holz. Neben diesem Baustoff findet sich noch Gips an den Wänden und Stein im Boden.
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Bis ein Haus komplett fertig ist, dauert es etwa vier bis fünf Monate. „Das könnte noch besser werden“, wünscht sich Michalke. Denn: Eine Nachtrocknungszeit ist hier dank des Baustoffs nicht nötig. Die Baukosten für ein solches Holzhaus liegen zwar laut Architekt Huber etwa zehn Prozent höher als bei einem konventionellen Bau, „aber dafür ist jedes Haus ein Unikat“, wirft Michalke ein. Außerdem sei der höhere Baupreis über die niedrigeren Energiekosten in den folgenden Jahren leicht zu kompensieren, gibt Franz Ziegenaus zu bedenken. Denn die Häuser weisen eine Energiebilanz nahe Passivhausstandard auf.
Geheizt werden sie fast alle mit Fernwärme aus der Hackschnitzelanlage der Gemeinde Karlsfeld. Aus den großen Fenstern des noch nicht endgültig fertiggestellten dreigeschossigen Einfamilienhauses bietet sich ein Ausblick auf alte Bäume und den Seerosenteich, der der Mittelpunkt der Siedlung ist. Ein Großteil des Areals ist Naturschutzgebiet. Schließlich blühen da nicht nur die seltenen gelben Seerosen, sondern hier sind auch vier rare Fledermausarten zuhause.
Holzwohnhäuser in Rothschweige
Sehr wohl fühlt sich in diesem Ambiente inzwischen auch Simone Schörnig, die im November mit ihrer Familie in ein solches Holzhaus eingezogen ist. „Wir waren am Anfang erst noch skeptisch wegen der extremen Ökoschiene. So etwas haben wir nicht gesucht“, erzählt die Mutter von zwei Töchtern. „Aber ich muss sagen: Die verbauten Materialien sind top und wir haben immer gutes Klima im Haus. Dank der Lüftungsanlage muss man kaum noch ein Fenster aufmachen. Was noch fraglich ist, ist die Entwicklung der Heiz- und Energiekosten. Das wird sich erst noch zeigen.“
Bereits gezeigt haben Michalke, Ziegenaus und die beiden Architekten, dass Bauen auch ökologisch ganz gut funktionieren kann…
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